Zum Inhalt springen

PEP basics® in der Geburtshilfe: Klopftechniken gegen Geburtsangst und zur Geburtsvorbereitung

  • 4 Minuten Lesezeit

Wie PEP basics® Klopftechniken in der Geburtshilfe zur Linderung von Geburtsangst eingesetzt werden und wie diese wissenschaftlich fundierte Methode Schwangere, Hebammen und medizinisches Personal unterstützen kann. Ein Beitrag von Dr. med. Christian Zimmer.

Geburtsangst ist weit verbreitet

Im Bereich der Geburtshilfe existieren bei den Patientinnen oft große Ängste. Diese betreffen den Ablauf der Geburt, die zu erwartenden Schmerzen unter der Geburt, den Umgang mit dem neugeborenen Kind, aber auch Erwartungen innerhalb der Familie. Medizinisch oft nicht sinnvolle Informationen aus dem Bekanntenkreis, aus den sozialen Medien und auch aus der Familie können verstärkend auf diese Ängste wirken. Hinzu kommen Ängste bei Patientinnen mit einer Sprachbarriere und einer möglichen Traumatisierung in der Vorgeschichte.

Folgen von Angst während der Geburt

Ängste unter der Geburt behindern den Ablauf einer spontanen Geburt erheblich. Durch die angstbedingte Muskelanspannung und Verkrampfung, sowie eine unphysiologische Atmung entsteht ein Teufelskreis aus Muskelanspannung, Schmerz, Hyperventilation und erneuter Muskelanspannung, die eine Einstellung des Kindes im Geburtskanal und einen Fortgang der Geburt stark beeinträchtigen können. Bei anhaltender Problematik entsteht nicht selten eine Indikation zum Kaiserschnitt wegen Geburtsstillstand oder Erschöpfung der werdenden Mutter – oftmals ohne zwingende medizinische Notwendigkeit. International sind hohe Kaiserschnittraten, beispielsweise im Iran (bis zu 85% in manchen Städten), häufig auf unbehandelte Geburtsangst zurückzuführen. Auch in Europa steigt die Zahl der Kaiserschnitte stetig an und liegt aktuell bei etwa 35–40%.

Klopfen hilft im Kreißsaal

Ich habe im Rahmen von zwei innerbetrieblichen PEP basics®-Fortbildungen für Pflegekräfte, Hebammen und Physiotherapeut:innen im Mai 2024 und Januar 2025 inzwischen über 40 Mitarbeiter:innen im Marienhospital Bottrop in PEP basics® fortgebildet, darunter 12 Hebammen. Mit Unterstützung des gynäkologischen Chefarztes, der die Technik inzwischen sehr schätzt, und zusammen mit der ebenfalls in PEP basics® ausgebildeten Pain Nurse im Hause fördern wir die Anwendung von PEP basics® in der Geburtshilfe durch geschulte Hebammen, aber auch durch ausgebildete Anästhesie-Pflegekräfte. Bereits kurz nach der ersten Fortbildung im Mai 2024 berichtete eine Hebamme über zwei Patientinnen, bei denen sie die Technik mit großem Erfolg zur Angstregulation unter der Geburt angewendet hat. Unter anderem konnte durch den Einsatz der Methode während der Anlage einer Periduralanalgesie (PDA) die Angst der Patientin gelindert werden, sodass die Geburtsschmerzen im weiteren Verlauf deutlich besser zu ertragen waren und ein drohender Kaiserschnitt abgewendet werden konnte. Die Technik lässt sich auch bei Patientinnen mit einer Sprachbarriere sehr gut zur Angstregulation einsetzen: Auch ohne gemeinsame Sprache können Hebammen Patientinnen zur Anwendung anleiten, indem sie die Technik vorführen. Und was sagt die Forschung? In aktuellen Studien aus der Türkei und dem Iran wurden signifikante positive Effekte der Klopftechniken zur Linderung von Geburtsangst gefunden (vgl. Vural & Aslan 2019, Emadi et al. 2024).

PEP basics® in der Geburtsvorbereitung

Neben dem Einsatz im Kreißsaal zeigt sich PEP basics® auch in der Geburtsvorbereitung als hilfreich. Präventiv eingesetzt, können werdende Eltern unter Anleitung Ängste vorbeugend abbauen und lernen sich gegenseitig in der Anwendung anzuleiten.

Quellen

Emadi, S.F., Hekmat, K., Abedi, P. & Maraghi, E. (2024). Effect of emotional freedom technique on the fear of childbirth in Iranian primiparous women: a randomized controlled trial. Front. Psychol. 14:1145229. doi: 10.3389/fpsyg.2023.1145229.
Vural, P.I. & Aslan, E. (2019). Emotional freedom techniques and breathing awareness to reduce childbirth fear: a randomized controlled study. Complementary Therapies in clinical Practise 35: 224-231.

Dr. med. Christian Zimmer

Facharzt für Anästhesiologie
Oberarzt der Klinik für Anästhesie, Intensivmedizin und Schmerztherapie
Leiter der Schmerzambulanz Marienhospital Bottrop gGmbH
Spezielle Intensivmedizin, Spezielle Schmerztherapie, Palliativmedizin
Fortbildung PEP® nach Dr. Bohne
Christian ist Mitentwickler von PEP basics® und begeisterter Trainer für PEP basics® im med.-pflegerischen Bereich sowie Trainer für PEP® in der Medizin. Er arbeitet seit 2019 regelmäßig mit PEP® im Bereich Anästhesie, Schmerztherapie und Palliativmedizin und kann sich ein Arbeiten ohne diese Technik gar nicht mehr vorstellen.
https://www.klopfkunst.de

Hinweis: PEP basics® und deren Anwendung sollte immer unter Anleitung qualifizierten Personals erfolgen. Dieser Beitrag dient der Information und ersetzt keine individuelle medizinische Beratung.

Beitragsbild: https://www.pexels.com/@alexandro-david-871783/

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert